Die Mercator-Galaxie
Analyse eines klimapolitischen Machtzentrums
Architekten der Energiewende
Die Stiftung Mercator und ihr weitverzweigtes Netzwerk von Partnerorganisationen stellen keine konventionelle philanthropische Einrichtung dar.
Vielmehr handelt es sich um ein integriertes Ökosystem, das gezielt darauf ausgerichtet ist, die Klima- und Energiepolitik in Deutschland und Europa zu gestalten.
Dieses Netzwerk nutzt die Prinzipien strategischer Stiftungsarbeit:
Privates Vermögen wird eingesetzt, um ein Geflecht aus wissenschaftlichen, politischen und medialen Organisationen zu schaffen und zu steuern – von der Konzeption bis zur öffentlichen Akzeptanz.
Leitfrage:
Handelt es sich um unabhängige, evidenzbasierte Expertise – oder um eine hochentwickelte Klima-Lobby mit eigener Agenda?
1. Die finanzielle Triebfeder –
Ursprung und Strategie der Stiftung Mercator
1.1 Die Quelle des Reichtums
Das Kapital stammt aus dem Vermögen der Familie Schmidt-Ruthenbeck, Gründerin der Metro AG.
Über Beteiligungen hält sie rund 15 % des Konzerns.
Ein Aktienverkauf im Wert von rund 750 Millionen Euro speiste die Stiftung Mercator und legte den Grundstein für ihre heutige finanzielle Unabhängigkeit.
1.2 Die Finanzarchitektur
Das Netzwerk basiert auf einer zweistufigen Struktur:
- Stiftung Mercator GmbH (operativ, gemeinnützig)
- Meridian Stiftung (Vermögensquelle und Gesellschafterin)
Ergänzend agiert die Cambiata Stiftung Zürich.
Diese Konstruktion trennt operative Tätigkeit und Kapitalverwaltung – ein Modell dauerhafter Finanzstabilität.
1.3 Die „Black-Box“-Kritik
Trotz Transparenzbekenntnissen bleibt die Anlagestrategie der Meridian Stiftung geheim.
Kritiker bemängeln, dass eine Stiftung, die Klimaschutz propagiert, ihre eigenen Investitionen nicht offenlegt.
Die taz zitierte 2021:
„Eine Veröffentlichung, in welcher Weise die Mittel investiert sind, ist … nicht vorgesehen.“
Das nährt Zweifel an der Glaubwürdigkeit und verstärkt den Eindruck einer „Black Box“ im Herzen der Finanzierung.
1.4 Strategische Philanthropie
Mercator agiert proaktiv:
Etwa 80 % der Mittel fließen in externe Projekte, 20 % in eigene.
Schwerpunktfelder: Klimaschutz, digitale Gesellschaft, Europa, Teilhabe.
Im Klimabereich lautet das Ziel:
„Deutschland soll bis 2045 treibhausgasneutral werden.“
Das MCC liefert Forschung, Agora Energiewende entwickelt Politik, klimafakten.de gestaltet das Narrativ. So entsteht ein integriertes System zur Umsetzung eines politisch definierten Ziels.
2. Die wissenschaftliche Avantgarde –
Das MCC und das Evangelium der CO2-Bepreisung
2.1 Genesis und Mandat
Das Mercator Research Institute (MCC) wurde 2012 mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gegründet. Es gilt als einer der leistungsstärksten Klimaforschungs-Think Tanks Europas und schlägt bewusst die Brücke zwischen Wissenschaft und Politik.
2.2 Der Architekt – Prof. Dr. Ottmar Edenhofer
Edenhofer leitet MCC und PIK zugleich – eine einzigartige Verbindung von Klimaforschung und ökonomischer Politikberatung. Er wirkt in Weltbank, OECD, IPCC und berät Bundesregierung und Vatikan. Diese Vernetzung verleiht seinen Konzepten globales Gewicht.
2.3 Das Kerninstrument – CO2-Bepreisung
Das MCC sieht die CO2-Bepreisung als effektivstes Mittel der Dekarbonisierung.
Sie soll fossile Energien „weltweit aus dem Markt drängen“ und über die G20 international etabliert werden. Edenhofer erhielt 2020 den Deutschen Umweltpreis für seine Arbeiten dazu.
2.4 Das Framing – Soziale Gerechtigkeit
Das MCC integriert die soziale Kompensation direkt ins Politikdesign:
Investitionen → Klimageld → Steuersenkungen.
So entsteht ein sozial flankiertes Reformpaket, das wissenschaftlich legitimiert und politisch anschlussfähig ist.
3. Der politische Motor –
Agora Energiewende und die Blaupause für die Transformation
3.1 Agoras Rolle
2012 von Mercator und ECF gegründet, entwickelt Agora detaillierte Roadmaps für alle Sektoren – Energie, Verkehr, Industrie, Agrar. Sie liefern direkte Vorlagen für Ministerien und Gesetzgeber.
3.2 Die Agora-Blaupause
Kernpunkte des Plans „Klimaneutrales Deutschland 2045“:
- Ausbau von Wind & Solar
- Elektrifizierung von Verkehr & Gebäuden
- Grüner Wasserstoff
- Ausstieg aus Kohle und Gas
Die Szenarien enthalten konkrete Ausbaupfade und Investitionssummen – eine Handlungsanleitung für die Politik.
3.3 Die „Graichen-Affäre“
Der Fall Patrick Graichen (Ex-Agora, später Staatssekretär BMWK) offenbarte die Nähe zwischen Think Tank und Regierung. Nach Vorwürfen der Befangenheit trat er 2023 zurück.
Der Vorgang verdeutlicht die „Drehtür“-Mechanik: Ideen, Personen und Agenda wechseln zwischen Stiftung und Staat.
3.4 Die ökonomische Gegenerzählung
Kritiker (u. a. Cicero) warnen vor:
- Trillionenkosten,
- Deindustrialisierung,
- Wasserbetteffekt im EU-ETS,
- einseitiger Politikberatung.
Die Gegenthese: Agora sei mehr Aktivismus als Analyse – ein Akteur mit politischem Auftrag statt wissenschaftlicher Neutralität.
4. Der Kampf um die Narrative –
Klimakrise, Hitzetod und globale Probleme
4.1 klimafakten.de – Der Kommunikationsarm
2011 von Mercator und ECF gegründet, heute betrieben von 2050 Media gGmbH.
Mission: faktenbasierte Kommunikation und Forschung darüber, „wie man Menschen vom Klimaschutz überzeugt“.
Neben Artikeln bietet die Plattform Trainings, Handbücher und Workshops – ein professionelles Schulungsinstrument für NGOs, Medien und Politik.
4.2 Strategisches Framing
Begriffe wie „Hitzetod“ verwandeln abstrakte Klimarisiken in emotionale, persönliche Bedrohungen.
Das Netzwerk misst und optimiert seine Kommunikation in einem Feedback-System aus Aussenden → Messen → Anpassen.
So wird Meinungsbildung zur steuerbaren Variable.
4.3 Medienforschung als Resonanzanalyse
Von Mercator finanzierte Studien (Uni Mainz) untersuchen Berichterstattung zu ÖRR und Migration.
Sie liefern empirische Daten über Wahrnehmungsmuster – Grundlage für gezielte Kommunikationsstrategien.
4.4 Globale Skalierung – Die Global Solutions Initiative
Seit 2017 agiert Mercator als Supporting Partner der GSI und Mitglied im Council for Global Problem-Solving, gemeinsam mit Brookings, Bruegel u. a.
Ziel: Empfehlungen für G20/G7 – das Exportmodell einer privat initiierten Governance-Struktur.
5. Schlussfolgerung –
Bewertung einer philanthropischen Supermacht
Das Mercator-Netzwerk fungiert als philanthropische Superstruktur mit beispielloser Integrationskraft:
Finanzierung → Wissenschaft → Politik → Kommunikation.
5.1 Von der Philanthropie zur politischen Architektur
Formal gemeinnützig, de facto ein Lobby-Ökosystem, das Themen setzt, Narrative kontrolliert und Personal in Behörden platziert. Die „Machtmaschine“-These ist empirisch plausibel.
5.2 Konsequenzen für die Demokratie
Private Netzwerke mit Milliardenressourcen und professioneller Kommunikationssteuerung verschieben das Machtgleichgewicht.
Politik entsteht zunehmend in Strategiezirkeln statt Parlamentsdebatten.
5.3 Erfolg und Ambivalenz
Der Erfolg, Klimapolitik ins Zentrum zu rücken, ist unbestritten – doch verbunden mit
- finanzieller Intransparenz,
- ökonomischen Risiken,
- Grenzauflösung zwischen NGO und Staat.
Die Herausforderung der Zukunft:
Expertise und demokratische Kontrolle müssen im Gleichgewicht bleiben.
Titelbild: symbolisch – freepik.com KI generiert – Gemini Recherche – Gekürzte Variante: ChatGPT KI basiert

