Trinkwasser ist Lebensgrundlage – Schutz hat Vorrang
Die geplanten Flächen für Windenergie südlich von Hattendorf liegen in einem Gebiet, das für die Trinkwasserversorgung im Landkreis Schaumburg von zentraler Bedeutung ist. Nur wenige hundert Meter entfernt befinden sich das Wasserschutzgebiet „Riesbachtal“ sowie das Trinkwassergewinnungsgebiet „Meinsen“ – beides Kernbereiche des Wasserverbands Nordschaumburg.
Der Verband liefert das wichtigste Lebensmittel überhaupt: sauberes Trinkwasser für rund 70.000 Menschen, Betriebe und öffentliche Einrichtungen.
Wasserverband Nordschaumburg –
Verantwortung für das Lebensmittel Nr. 1
Der Wasserverband Nordschaumburg sorgt seit Jahrzehnten für eine zuverlässige, dezentrale und sichere Trinkwasserversorgung.
Aus eigenen Quellen und Brunnen werden jährlich über vier Millionen Kubikmeter Wasser gewonnen und in die Netze der Mitgliedsgemeinden eingespeist – darunter Apelern, Rodenberg, Pohle und das Auetal.
Die Anlagen gelten als technisch vorbildlich: UV-Desinfektion, moderne Steuerungstechnik, Notstromversorgung und kontinuierliche Qualitätsüberwachung garantieren höchste Sicherheit.
Besonders hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden, die teilweise über eigene Wasserversorgungsbetriebe verfügen. Diese kommunale Eigenverantwortung wird durch den Verband aktiv unterstützt – ein Beispiel dafür, wie regionale Infrastruktur auch in Krisenzeiten zuverlässig funktionieren kann.
Wasserwerk Billerbach –
Herzstück im Wasserschutzgebiet Riesbachtal
Das Wasserwerk Billerbach, 1957 auf dem Gelände der sogenannten „Allernquellen“ errichtet, nutzt die wasserführenden Schichten des Weiß-Juras.
Die Quellen entspringen den Eimbeckhäuser Plattenkalken, die im Untergrund des Wesergebirges stark geklüftet sind – eine geologische Besonderheit, die hohe Ergiebigkeit, aber auch besondere Schutzanforderungen mit sich bringt.
Das Wasserwerk wurde 2000 vollständig saniert, verfügt über ein Fassungsvermögen von 1.000 m³ und versorgt über leistungsstarke Kreiselpumpen sowohl die nördlichen Versorgungsgebiete als auch das Auetal.
Gerade wegen dieser klüftigen und durchlässigen Strukturen ist das Gebiet hydrogeologisch empfindlich. Jede Veränderung des Untergrundes – etwa durch großflächige Fundamentierungen für Windenergieanlagen – kann das natürliche Fließsystem des Grundwassers stören oder gefährden.
Lehren aus der Wasserkrise 2020: Lauenau ohne Wasser
Im Sommer 2020 geriet der Flecken Lauenau bundesweit in die Schlagzeilen: An mehreren Tagen drohte die Trinkwasserversorgung zusammenzubrechen.
Extreme Hitze, ausbleibender Regen und zusätzlicher Verbrauch durch private Pools führten zu einem drastischen Rückgang der Wasserreserven.
Der Vorfall zeigte, wie verletzlich selbst gut ausgebaute Versorgungssysteme werden können, wenn Witterungsextreme und Verbrauchsspitzen zusammentreffen.
Schrittweise Stärkung der Versorgung – Beispiel Meinsen
Um künftig besser gewappnet zu sein, hat der Wasserverband Nordschaumburg vorausschauend investiert.
Ein Meilenstein war die Reaktivierung der Förderstelle in Meinsen (2021):
Auf dem Gelände einer früheren Fischzucht wurde für rund 450.000 Euro ein neues Wasserwerk mit hervorragender Wasserqualität errichtet – ohne chemische Aufbereitung, nur mit UV-Desinfektion.
Hier können jährlich bis zu 120.000 Kubikmeter Trinkwasser gewonnen werden – eine wertvolle Reserve für die Region.
Diese Quelle stärkt die Versorgung in Rodenberg, Apelern und Pohle, entlastet andere Brunnen und macht das gesamte Netz robuster gegenüber Trockenperioden.
Versorgungssicherheit für Lauenau und Umgebung
Als Reaktion auf die Engpässe 2020 wurde 2022 ein neuer Liefervertrag zwischen der Samtgemeinde Rodenberg und dem Wasserverband Nordschaumburg geschlossen.
Der Verband kann nun bis zu 100.000 Kubikmeter Trinkwasser jährlich an Lauenau, Messenkamp und Hülsede liefern.
Samtgemeindebürgermeister Dr. Thomas Wolf brachte es auf den Punkt:
„Sollte es wieder eng werden, geht Daseinsvorsorge vor Betrieb.“
Durch die flexible Verteilungskapazität und das Zusammenspiel mehrerer Förderstellen kann der Verband heute auch in Hitzeperioden stabile Mengen bereitstellen – eine entscheidende Grundlage für die Versorgungssicherheit der Region.
Klimawandel, steigender Verbrauch und Verantwortung
Steigende Temperaturen und längere Trockenphasen führen zu einem dauerhaft höheren Wasserbedarf. Der Wasserverband Nordschaumburg reagiert darauf mit dezentralen Strukturen, einer intelligenten Netzverknüpfung und der Förderung neuer Brunnenstandorte.
Diese Strategie schützt nicht nur vor Engpässen, sondern ermöglicht auch, anderen Versorgern in Notlagen auszuhelfen.
Das zeigt: Der Verband denkt regional, handelt aber übergreifend – Solidarität und Sicherheit im Wassermanagement.
Trinkwasserschutz kontra Windenergie –
kein Widerspruch, aber klare Grenzen
Die Trinkwasserversorgung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge.
Sie darf nicht durch bauliche Eingriffe in sensiblen Grundwasserbereichen gefährdet werden.
Die Nähe der geplanten Windkraft-Standorte zum Wasserschutzgebiet Riesbachtal und zur Förderstelle Meinsen ist daher problematisch.
Die massiven Betonfundamente von Windenergieanlagen greifen tief in den Untergrund ein – ein Risiko, das bei der Planung nicht ignoriert werden darf.
Der Wasserverband Nordschaumburg zeigt mit seinen Investitionen, wie Vorsorge, Fachwissen und Nachhaltigkeit die Versorgung sichern. Dieses Prinzip sollte auch für alle künftigen Entscheidungen gelten: Trinkwasserschutz hat Vorrang vor industrieller Nutzung.
Bild: ChatGPT KI generiert