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Die Mercator-Galaxie: Analyse eines klimapolitischen Machtzentrums

Gemini-Recherche vom 4. Juli 2025

Einleitung

Architekten der Energiewende

Die Stiftung Mercator und ihr weitverzweigtes Netzwerk von Partnerorganisationen stellen keine konventionelle philanthropische Einrichtung dar. Vielmehr handelt es sich um ein einzigartig leistungsfähiges und integriertes Ökosystem, das gezielt darauf ausgerichtet ist, die Klima- und Energiepolitik in Deutschland und Europa zu gestalten. Dieses Netzwerk dient als Fallstudie für eine moderne Form der „strategischen Stiftungsarbeit“ , bei der privates Vermögen systematisch eingesetzt wird, um eine Konstellation aus wissenschaftlichen, politischen und medienorientierten Organisationen zu schaffen und zu steuern. Diese Entitäten arbeiten in einer konzertierten Aktion, um politische Ziele von der wissenschaftlichen Konzeption über die politische Strategieentwicklung bis hin zur öffentlichen Akzeptanz zu begleiten und durchzusetzen.  

Die Analyse dieses komplexen Gefüges wirft eine zentrale investigative Frage auf: Stellt dieses Netzwerk eine wohlwollende Kraft unabhängiger, evidenzbasierter Expertise dar, die dem Gemeinwohl dient? Oder fungiert es, wie von Kritikern und in der Anfrage angedeutet, als eine hocheffektive, quasi-politische „Klima-Lobby“ , die eine spezifische, vorab festgelegte Agenda vorantreibt und dabei die Grenzen der demokratischen Rechenschaftspflicht potenziell verwischt? Diese Untersuchung wird die Struktur, die Finanzierung, die Aktivitäten und den Einfluss dieses Netzwerks beleuchten, um eine fundierte Antwort auf diese Frage zu geben.  

Das Ökosystem besteht aus mehreren Schlüsselakteuren, deren Zusammenspiel für die strategische Ausrichtung entscheidend ist. Im Zentrum steht die Stiftung Mercator als strategischer Geldgeber und Inkubator. Die finanzielle Basis wird durch die Meridian Stiftung gesichert, die als letztendliche Vermögensquelle fungiert. Den wissenschaftlichen und ökonomischen Motor bildet das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), das unter der Leitung von Prof. Dr. Ottmar Edenhofer die intellektuellen Grundlagen, insbesondere das Konzept der CO2-Bepreisung, liefert. Die politische Umsetzung und strategische Ausgestaltung der Energiewende wird maßgeblich durch Agora Energiewende und die weiteren Agora Think Tanks vorangetrieben, die als Arm für die Politikentwicklung und -beratung dienen. Die öffentliche Meinungsbildung und narrative Gestaltung wird durch die Plattform klimafakten.de professionell bearbeitet. Die internationale Vernetzung und der globale Einflussanspruch werden durch die European Climate Foundation (ECF) und die Global Solutions Initiative manifestiert. Schlüsselfiguren wie Ottmar Edenhofer, der ehemalige Agora-Direktor und spätere Staatssekretär Patrick Graichen sowie der amerikanische Philanthrop und Stiftungsgründer Hal Harvey spielen dabei eine zentrale Rolle in der Verknüpfung und Steuerung dieser Entitäten.

Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die zentralen Organisationen des Netzwerks und ihre spezifischen Funktionen, um die strategische Arbeitsteilung innerhalb dieses komplexen Systems zu verdeutlichen.

Abschnitt 1

Die finanzielle Triebfeder – Ursprung und Strategie der Stiftung Mercator

Die immense finanzielle Ausstattung und die daraus resultierende Handlungsfähigkeit der Stiftung Mercator sind der Schlüssel zu ihrem Einfluss. Das Verständnis ihrer finanziellen Architektur, der Herkunft ihres Vermögens und der strategischen Doktrin, nach der sie operiert, ist grundlegend für die Analyse des gesamten Netzwerks.

1.1 Die Quelle des Reichtums: Die Familie Schmidt-Ruthenbeck und die Metro AG

Die finanziellen Mittel der Stiftung Mercator stammen aus dem Vermögen der Unternehmerfamilie Schmidt-Ruthenbeck, einer der Gründerfamilien des Handelskonzerns Metro AG. Die Ursprünge des Familienvermögens gehen auf Karl Schmidt zurück, der 1923 eine Großhandelsgesellschaft in Duisburg gründete. Seine Söhne Wilhelm Schmidt-Ruthenbeck und Ernst Schmidt eröffneten 1963 den ersten Metro-Selbstbedienungsgroßmarkt und legten damit den Grundstein für den heutigen Konzern.  

Die Familie hält über ihre Beteiligungsgesellschaften weiterhin einen signifikanten Anteil an der Metro AG, der auf etwa 15 bis 16 Prozent geschätzt wird. Das Vermögen der Brüder Michael und Reiner Schmidt-Ruthenbeck wird vom Forbes Magazine auf mehrere Milliarden US-Dollar geschätzt, was sie zu einer der reichsten Familien Deutschlands macht. Diese enorme finanzielle Basis ermöglicht es der Stiftung, langfristige und kapitalintensive Projekte zu initiieren und zu unterhalten, ohne auf externe oder staatliche Finanzierungszyklen angewiesen zu sein. Ein entscheidender Schritt war der Verkauf eines Metro-Aktienpakets im Wert von rund 750 Millionen Euro, dessen Erlös Michael Schmidt-Ruthenbeck in die familieneigene Stiftung Mercator einbrachte und damit deren finanzielle Schlagkraft massiv erhöhte.  

1.2 Die finanzielle Architektur: Stiftung Mercator und die Meridian Stiftung

Die Finanzstruktur des Mercator-Netzwerks ist durch eine zweistufige Konstruktion gekennzeichnet, die sowohl für einen kontinuierlichen Geldfluss als auch für eine strategische Abschirmung sorgt. Die operativ tätige Organisation ist die Stiftung Mercator GmbH mit Sitz in Essen. Sie ist als gemeinnützig anerkannt und für die Vergabe von Fördermitteln sowie die Durchführung eigener Projekte zuständig.  

Die Finanzierung der Stiftung Mercator GmbH wird jedoch nicht direkt aus dem Familienvermögen, sondern durch die Meridian Stiftung sichergestellt. Die Familie Schmidt-Ruthenbeck hat ihr „der Gemeinnützigkeit gewidmetes Vermögen“ auf die Meridian Stiftung übertragen. Diese fungiert als alleinige Gesellschafterin der Stiftung Mercator GmbH und versorgt sie laufend mit den notwendigen finanziellen Mitteln. Eine weitere von der Meridian Stiftung gegründete gemeinnützige Stiftung, die Cambiata Stiftung in Zürich, spielt ebenfalls eine Rolle in diesem Finanzierungsgefüge. Diese Struktur schafft eine formale Trennung zwischen der operativen Stiftung und der eigentlichen Vermögensverwaltung. Sie professionalisiert den Finanzfluss und schützt die strategische Ausrichtung der Stiftung Mercator vor kurzfristigen Einflüssen, indem sie eine dauerhafte und verlässliche Finanzierungsquelle etabliert.  

1.3 Die „Black Box“-Kritik: Intransparenz und Investitionen

Trotz des Bekenntnisses zu Transparenz im operativen Geschäft steht die Finanzarchitektur des Mercator-Netzwerks im Zentrum einer fundamentalen Kritik. Während die Stiftung Mercator ihre Förderprojekte und -summen offenlegt, bleibt die Anlagestrategie der übergeordneten Meridian Stiftung, der eigentlichen Quelle des Geldes, vollkommen intransparent. Dieser Umstand wurde insbesondere in einem Artikel der taz aus dem Jahr 2021 prominent thematisiert. Auf die Frage, wie das Stiftungsvermögen investiert wird, lautete die offizielle Antwort der Meridian Stiftung: „Eine Veröffentlichung, in welcher Weise die Mittel investiert sind, ist seitens der Meridian Stiftung zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen“.  

Diese Intransparenz schafft ein erhebliches Glaubwürdigkeitsproblem und eine strategische Schwachstelle. Es entsteht ein Paradoxon: Eine Stiftung, deren erklärtes Hauptziel der Klimaschutz und die Transformation hin zu einer dekarbonisierten Wirtschaft ist , könnte theoretisch selbst von Investitionen in jene fossilen Industrien profitieren, deren Geschäftsmodell sie öffentlich bekämpft. Ohne eine Offenlegung des Anlageportfolios der Meridian Stiftung bleibt der Vorwurf im Raum stehen, dass das Netzwerk möglicherweise nicht konsequent nach den eigenen propagierten Prinzipien handelt. Diese „Black Box“ im Herzen der Finanzierung nährt den Verdacht von Kritikern, die eine „versteckte Agenda“ vermuten, und untergräbt den Anspruch der Stiftung, als neutraler, ausschließlich dem Gemeinwohl verpflichteter Akteur wahrgenommen zu werden. Die Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Eintreten für eine grüne Transformation und der geheimen Verwaltung des Milliardenvermögens, das diese Transformation finanzieren soll, stellt eine fundamentale Inkonsistenz dar, die die moralische Autorität des gesamten Netzwerks in Frage stellt.  

1.4 Die Doktrin der strategischen Philanthropie

Die Stiftung Mercator agiert nicht als passive Geldgeberin, die lediglich auf Anträge reagiert. Ihr Handeln folgt vielmehr der Doktrin der „strategischen Philanthropie“. Dieses Modell zeichnet sich dadurch aus, dass die Stiftung proaktiv handelt, um gesellschaftliche Veränderungen in klar definierten Themenfeldern herbeizuführen. Anstatt nur Projekte zu fördern, initiiert, entwickelt und finanziert sie gezielt Partnerorganisationen, um ihre strategischen Ziele zu erreichen. Etwa 80 Prozent der Mittel fließen in externe Projekte, während 20 Prozent für eigene Projekte verwendet werden, was die Hebelwirkung durch Partner unterstreicht.  

Die strategischen Ziele sind klar umrissen und umfassen die Bereiche Klimaschutz, Digitale Gesellschaft, Europa in der Welt sowie Teilhabe und Zusammenhalt. Im Bereich Klimaschutz ist das Ziel explizit formuliert: Deutschland soll bis 2045 treibhausgasneutral werden, und die EU soll eine globale Führungsrolle im Klimaschutz übernehmen. Um dies zu erreichen, verfolgt die Stiftung einen mehrgleisigen Ansatz: Sie unterstützt die Erstellung solider Analysen, fördert den Dialog mit Entscheidungsträgern, stärkt die Zivilgesellschaft und finanziert eine „faktenbasierte mediale Berichterstattung“, um den öffentlichen Diskurs zu versachlichen und in die gewünschte Richtung zu lenken. Dieser strategische Ansatz erklärt direkt die Gründung und Finanzierung der Schlüsselorganisationen des Netzwerks: Das MCC liefert die wissenschaftliche Analyse, Agora Energiewende entwickelt die politischen Strategien, und klimafakten.de gestaltet die öffentliche Erzählung. Die Stiftung agiert somit als Architektin eines gesamten Ökosystems, das darauf ausgelegt ist, ein spezifisches politisches Ziel systematisch und auf allen Ebenen der Gesellschaft voranzutreiben.  

Abschnitt 2

Die wissenschaftliche Avantgarde – Das MCC und das Evangelium der CO2-Bepreisung

Im Zentrum der intellektuellen Architektur des Mercator-Netzwerks steht das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Es liefert nicht nur wissenschaftliche Forschung, sondern entwickelt und propagiert das zentrale politische Instrument, das die gesamte Klimastrategie des Netzwerks untermauert: die CO2-Bepreisung. Das MCC fungiert als wissenschaftliche Speerspitze, die politische Lösungen konzipiert und mit der Autorität der Wissenschaft legitimiert.

2.1 Genesis und Mandat des MCC

Das MCC wurde im Jahr 2012 als gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) gegründet. Sein offizieller Auftrag ist die Erforschung der Nutzung und des Schutzes globaler Gemeinschaftsgüter (Global Commons) wie der Atmosphäre, der Ozeane und der Wälder. Das Institut hat den expliziten Anspruch, eine Brücke zwischen Wissenschaft und Politik zu schlagen. Seine Arbeit soll eine „Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft“ schaffen und verfolgt einen „strukturierten Ansatz an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik“.  

Diese Mission wird mit erheblichem Erfolg umgesetzt. Das MCC wird international als einer der führenden Think Tanks im Bereich Klimawandel anerkannt und rangiert in entsprechenden Vergleichen regelmäßig in den Top-Positionen. Im Jahr 2017 wurde es beispielsweise als das leistungsstärkste Klimaforschungsinstitut Europas im Verhältnis zu seiner Größe eingestuft. Diese hohe Reputation verleiht den vom MCC produzierten Analysen und Politikempfehlungen ein erhebliches Gewicht und eine wissenschaftliche Autorität, die in politischen Debatten nur schwer zu ignorieren ist. Das Institut beschäftigt ein interdisziplinäres Team von rund 50 Wissenschaftlern aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und hat seinen Sitz in Berlin, in unmittelbarer Nähe zu den politischen Machtzentren.  

2.2 Der Architekt: Prof. Dr. Ottmar Edenhofer

Die zentrale Figur und der intellektuelle Motor des MCC ist dessen Direktor, Prof. Dr. Ottmar Edenhofer. Er ist nicht nur Leiter des MCC, sondern seit 2018 auch Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Diese Doppelfunktion ist von enormer strategischer Bedeutung, da sie die beiden Gründungsinstitutionen des MCC unter einer gemeinsamen Führung vereint und eine außergewöhnlich mächtige Verknüpfung von naturwissenschaftlicher Klimafolgenforschung (PIK) und sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Lösungsentwicklung (MCC) schafft. Die engere Kooperation wurde explizit mit dem Ziel initiiert, die sozialwissenschaftliche Expertise des PIK zu stärken.  

Edenhofer gilt als einer der weltweit führenden Experten für die Ökonomie des Klimawandels. Sein Einfluss reicht weit über die akademische Welt hinaus. Er ist Mitglied zahlreicher hochrangiger Gremien und Akademien, darunter die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Er berät die deutsche Bundesregierung, wurde von Papst Franziskus in ein Dikasterium des Vatikans berufen und ist für internationale Organisationen wie die Weltbank und die OECD tätig. Von 2008 bis 2015 war er Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe III des Weltklimarats (IPCC), die sich mit der Minderung des Klimawandels befasst. Dieses beeindruckende Netzwerk verleiht Edenhofer und den von ihm geleiteten Institutionen einen direkten Zugang zu den höchsten Ebenen der Politik und Zivilgesellschaft auf nationaler und internationaler Ebene.  

2.3 Die zentrale Politikempfehlung: CO2-Bepreisung

Das Kernstück der vom MCC und Ottmar Edenhofer propagierten Klimapolitik ist die Bepreisung von CO2-Emissionen, entweder durch eine Steuer oder ein Emissionshandelssystem (ETS). Dieses Instrument wird als das mit Abstand effektivste und kosteneffizienteste Mittel dargestellt, um die Dekarbonisierung der gesamten Wirtschaft voranzutreiben. Die Logik dahinter ist, dass ein Preis auf Emissionen das „Verursacherprinzip“ umsetzt und Unternehmen dazu anregt, in saubere Technologien zu investieren.  

In den Publikationen des MCC wird die CO2-Bepreisung als unverzichtbares Werkzeug beschrieben, um insbesondere die Nutzung von Kohle unrentabel zu machen und sie „weltweit aus dem Markt zu drängen“. Edenhofers wissenschaftliche Arbeit in diesem Bereich wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2020 mit dem renommierten Deutschen Umweltpreis, der explizit seine Leistungen auf dem Gebiet der CO2-Bepreisung würdigte. Das MCC argumentiert, dass die G20, die für drei Viertel der globalen Emissionen verantwortlich ist, das geeignete Forum wäre, um die CO2-Bepreisung international voranzutreiben und die Einnahmen zur Finanzierung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu nutzen.  

2.4 Kritik vorwegnehmen: Das Framing der CO2-Bepreisung als sozial gerecht

Die strategische Raffinesse des MCC zeigt sich nicht nur in der Entwicklung einer politischen Lösung, sondern auch in der proaktiven Bearbeitung ihrer größten politischen Schwachstelle. Die zentrale Kritik an der CO2-Bepreisung ist, dass sie regressiv wirkt, also Haushalte mit niedrigem Einkommen überproportional stark belastet, da diese einen größeren Teil ihres Einkommens für energieintensive Güter wie Heizen und Strom ausgeben müssen. Diese soziale Schieflage birgt das Risiko, die gesellschaftliche Akzeptanz für die Klimapolitik zu untergraben.  

Das MCC begegnet dieser Kritik nicht reaktiv, sondern integriert die Lösung des Problems direkt in sein Politikdesign. Es wird nicht nur ein Instrument (CO2-Preis) vorgeschlagen, sondern ein ganzes Politikpaket, das die Verteilungswirkungen adressiert. Die Forschung des MCC zeigt auf, wie die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung genutzt werden können, um die negativen Effekte nicht nur zu kompensieren, sondern die Politik sogar in ein Instrument für „mehr soziale Gerechtigkeit“ umzuwandeln. In einem Policy Brief werden drei konkrete Optionen für die Einnahmenverwendung skizziert:  

  1. Investitionen in klimafreundliche Infrastruktur (z.B. öffentlicher Nahverkehr).
  2. Die Ausschüttung eines pauschalen Pro-Kopf-Betrags an alle Bürgerinnen und Bürger (in der politischen Debatte als „Klimageld“ bekannt).
  3. Die Senkung anderer, verzerrender Steuern (z.B. der Einkommensteuer), um Arbeit zu verbilligen und Arbeitsplätze zu schaffen.

Dieser Ansatz verwandelt die CO2-Bepreisung von einem potenziell unpopulären Instrument in ein „sozial ausgewogenes Reformpaket“. Damit wird nicht nur eine wissenschaftliche Analyse geliefert, sondern ein fertig konfektioniertes, politisch vermarktbares „Produkt“. Das MCC agiert hier nicht als neutraler Datenlieferant, sondern als strategischer Politikentwickler, der eine fertige Lösung inklusive Argumentationshilfen gegen die zu erwartende Kritik präsentiert. Diese Vorgehensweise gibt dem Mercator-Netzwerk einen entscheidenden Vorteil in politischen Aushandlungsprozessen: Es kommt nicht nur mit einem Problem, sondern mit einer wissenschaftlich legitimierten und politisch anschlussfähigen Antwort, die bereit zur Implementierung ist.  

Abschnitt 3

Der politische Motor – Agora Energiewende und die Blaupause für die Transformation

Wenn das MCC die wissenschaftliche und ökonomische Grundlage liefert, dann ist Agora Energiewende der politische Motor, der diese Grundlagen in konkrete, umsetzbare Politikstrategien und Gesetzesinitiativen übersetzt. Agora fungiert als entscheidendes Scharnier zwischen der abstrakten wissenschaftlichen Analyse und der konkreten politischen Handlungsebene. Ihre Arbeit liefert die detaillierten Blaupausen für die Transformation des deutschen Energie-, Verkehrs- und Industriesystems.

3.1 Agoras Rolle: Von der Wissenschaft zur umsetzbaren Politik

Agora Energiewende wurde 2012 von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation (ECF) ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist es, als Think Tank „wissenschaftlich fundierte und politisch umsetzbare Konzepte für den erfolgreichen Weg zur Klimaneutralität“ zu erarbeiten. Im Gegensatz zum eher grundlagenorientierten MCC liegt der Fokus von Agora auf der Entwicklung detaillierter, sektorspezifischer Roadmaps, die als direkte Vorlagen für politische Entscheidungsträger dienen können.  

Die strategische Ausrichtung des Mercator-Netzwerks auf eine umfassende gesellschaftliche Transformation wird durch die Expansion der Agora-Struktur deutlich. Neben der ursprünglichen Agora Energiewende wurden weitere spezialisierte Think Tanks für die Schlüsselsektoren der Dekarbonisierung gegründet: Agora Verkehrswende für den Transportsektor, Agora Agrar für die Landwirtschaft und Agora Industrie. Diese „Agora Think Tanks“ decken die gesamte thematische Breite der Transformation ab und ermöglichen die Entwicklung von übergreifenden Lösungen. Diese Struktur erlaubt es dem Netzwerk, nicht nur die allgemeine Richtung der Klimapolitik vorzugeben, sondern detaillierte und technisch versierte Vorschläge für nahezu jeden relevanten Politikbereich zu liefern.  

3.2 Die Agora-Blaupause: Elektrifizierung, Effizienz und Wasserstoff

Die von Agora Energiewende vorgelegten Studien, allen voran die umfassende Analyse „Klimaneutrales Deutschland 2045“, dienen als de-facto-Regierungspläne für die Energiewende. Diese Dokumente skizzieren einen detaillierten Pfad zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045, der auf mehreren zentralen Säulen beruht :  

  • Massiver Ausbau erneuerbarer Energien: Wind- und Solarenergie bilden das Rückgrat der Transformation und sollen massiv ausgebaut werden, um den steigenden Strombedarf zu decken. Die installierte Kapazität soll sich laut Plan vervielfachen.  
  • Umfassende Elektrifizierung: Die Sektoren Verkehr und Gebäude sollen konsequent elektrifiziert werden. Die Ziele sind ambitioniert: 14 Millionen Elektroautos und 6 Millionen Wärmepumpen sollen bis 2030 installiert sein.  
  • Grüner Wasserstoff: Für Sektoren, die schwer zu elektrifizieren sind, wie die Stahl- und Chemieindustrie, wird der Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft als zentrale Lösung propagiert.  
  • Ausstieg aus fossilen Energien: Die Pläne sehen einen konsequenten Ausstieg aus der Kohleverstromung und langfristig auch aus der Nutzung von Erdgas vor.  

Diese Vorschläge werden nicht als vage Visionen, sondern als detaillierte, durchgerechnete Szenarien mit konkreten Zielmarken für Ausbaupfade, Investitionsbedarfe und politische Maßnahmen präsentiert. Damit liefert Agora der Politik nicht nur eine Richtung, sondern eine komplette Handlungsanleitung.  

3.3 Fallstudie: Die „Graichen-Affäre“ und die Drehtür

Die enge Verflechtung von Agora Energiewende mit der Politik und die daraus resultierenden potenziellen Interessenkonflikte wurden durch die sogenannte „Graichen-Affäre“ im Jahr 2023 einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Affäre ist ein Lehrstück über die Risiken, die entstehen, wenn die Grenzen zwischen einem externen Think Tank und der staatlichen Exekutive verschwimmen.  

Die Verbindung: Dr. Patrick Graichen war langjähriger Exekutivdirektor von Agora Energiewende, bevor er Ende 2021 zum beamteten Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter Minister Robert Habeck ernannt wurde. Er war damit einer der mächtigsten Beamten für die Umsetzung der Energie- und Klimapolitik. Bemerkenswert ist, dass auch sein Vorgänger bei Agora, Rainer Baake, zuvor den gleichen Weg gegangen war und unter Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ebenfalls zum Staatssekretär berufen wurde.  

Der Skandal: Die Affäre entzündete sich an Vorwürfen der Vetternwirtschaft („Filz“, „Klüngelwirtschaft“). Graichen war Teil der Findungskommission für die Neubesetzung der Geschäftsführung der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (dena). Einer der Kandidaten für diesen Spitzenposten war Michael Schäfer, Graichens Trauzeuge. Graichen versäumte es, sich aus dem Verfahren zurückzuziehen, was den Anschein der Befangenheit erweckte. Später kamen weitere Ungereimtheiten hinzu, etwa die Abzeichnung einer Förder-Projektskizze, an der der BUND-Landesverband Berlin beteiligt war, in dessen Vorstand seine Schwester saß.  

Die Konsequenz: Nach wochenlangem politischem Druck wurde Graichen schließlich von Minister Habeck in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Habeck sprach von „dem einen Fehler zu viel“ und räumte ein, dass Graichen zu angreifbar geworden sei, um sein Amt weiter ausüben zu können. Die Affäre löste eine breite Debatte über die Notwendigkeit strengerer Compliance- und Transparenzregeln für Regierungsmitglieder und hohe Beamte aus.  

Die Graichen-Affäre wirft ein grelles Licht auf das operative Modell des Mercator-Netzwerks. Es geht nicht nur darum, die Regierung von außen zu beeinflussen, sondern darum, eigenes Personal in Schlüsselpositionen innerhalb der Regierung zu platzieren, um die zuvor im Think Tank entwickelte Agenda direkt umzusetzen. Dieser fließende Übergang von der Politikberatung zur politischen Machtausübung stellt den Status von Agora als „unabhängigen“ Think Tank fundamental in Frage. Für Kritiker bestätigt dieser Vorgang die Wahrnehmung von Agora als einer politischen „Machtmaschine“ , deren Hauptfunktion darin besteht, ihre spezifische Politikvision direkt in den Staatsapparat zu implementieren. Dies wirft tiefgreifende Fragen zur demokratischen Legitimität auf: Werden politische Weichenstellungen primär von gewählten Volksvertretern oder von einem Kader aus einem privat finanzierten Netzwerk bestimmt?  

3.4 Die ökonomische Gegenerzählung: Die Cicero-Kritik

Die von Agora Energiewende propagierten Transformationspfade sind keineswegs unumstritten. Eine scharfe und fundamentale Kritik wird insbesondere vom Magazin Cicero und den dort publizierenden Autoren formuliert. Diese Gegenerzählung stellt die Prämissen und Konsequenzen der Agora-Pläne radikal in Frage. Die Hauptkritikpunkte sind:  

  • Exorbitante Kosten: Agora wird vorgeworfen, die immensen Kosten der Energiewende systematisch zu verschweigen oder herunterzuspielen. Kritiker schätzen die Gesamtkosten auf mehrere Billionen Euro und warnen, dass diese die deutsche Volkswirtschaft in den Ruin treiben könnten. Die Kosten für die CO2-Vermeidung in Deutschland seien exorbitant hoch.  
  • Deindustrialisierung und Wohlstandsverlust: Die von Agora gefeierten CO2-Reduktionen seien kein Zeichen einer erfolgreichen grünen Politik, sondern primär eine Folge der wirtschaftlichen Schwäche Deutschlands und der Abwanderung energieintensiver Industrien in Länder mit niedrigeren Energiekosten und Umweltstandards. Die Produktion werde lediglich verlagert, was global zu keiner CO2-Einsparung führe.  
  • Der „Wasserbetteffekt“: Im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS) seien die nationalen Anstrengungen Deutschlands weitgehend wirkungslos. Emissionszertifikate, die in Deutschland durch teure Maßnahmen eingespart werden, würden lediglich den Preis für Zertifikate senken und deren Nutzung an anderer Stelle in der EU günstiger machen. Dieser Effekt führe dazu, dass die Energiewende „ins Leere läuft“ und die enormen Belastungen für Wirtschaft und Gesellschaft „komplett umsonst“ seien.  
  • Einseitige und manipulative Analysen: Agora wird beschuldigt, keine neutrale, wissenschaftliche Analyse zu betreiben, sondern als „Aktivisten“ oder Lobbyorganisation zu agieren, die einseitige Studien produziert, um die eigene „Wunschvorstellung“ zu untermauern und eine vorab festgelegte Agenda zu rechtfertigen. Kritiker werfen Agora vor, mit ihrem „Stechrüssel“ so lange Geld abzusaugen, bis man sie „davonjagt“.  

Abschnitt 4

Der Kampf um die Narrative – Klimakrise, Hitzetod und globale Probleme

Die Umsetzung einer derart tiefgreifenden Transformation, wie sie vom Mercator-Netzwerk angestrebt wird, erfordert mehr als nur wissenschaftliche Studien und politische Blaupausen. Sie benötigt die Zustimmung der Öffentlichkeit. Das Netzwerk hat dies erkannt und eine hochentwickelte Kommunikationsstrategie implementiert, um die öffentliche Debatte aktiv zu gestalten, Deutungshoheit über Schlüsselbegriffe zu erlangen und die eigenen politischen Ziele in der Gesellschaft zu verankern.

4.1 Der Kommunikationsarm: klimafakten.de

Die Plattform klimafakten.de ist der zentrale operative Arm des Netzwerks für die öffentliche Kommunikation. Sie wurde 2011 als gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation (ECF) ins Leben gerufen und wird heute von der gemeinnützigen 2050 Media Projekt gGmbH getragen, zu der auch das Schwesterprojekt Clean Energy Wire (CLEW) gehört.  

Die erklärte Mission von klimafakten.de ist zweigeteilt. Einerseits soll die Plattform eine faktenbasierte Debatte ermöglichen, indem sie komplexe Forschungsergebnisse verständlich aufbereitet und Desinformation entgegentritt. Andererseits geht ihr Auftrag weit darüber hinaus: Ein zentraler Schwerpunkt ist die Erforschung und Vermittlung der Frage, „wie Klimakommunikation gelingen kann“. Es geht also nicht nur um die Bereitstellung von Fakten, sondern um die strategische Anwendung von Kommunikationswissen, um Überzeugung zu erzielen und Handeln auszulösen. Zu diesem Zweck bietet die Plattform nicht nur Online-Inhalte, sondern auch ein Handbuch zur Klimakommunikation und maßgeschneiderte Trainingskurse für Organisationen und Einzelpersonen an. Um die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit zu sichern, arbeitet die Plattform mit einem wissenschaftlichen Beirat zusammen und orientiert sich teilweise an Inhalten des australischen Schwesterprojekts.

4.2 Strategisches Framing und narrative Kontrolle

Die Arbeit von klimafakten.de ist ein Paradebeispiel für strategisches Framing. Beim Framing geht es darum, durch die bewusste Hervorhebung oder Auslassung bestimmter Aspekte eines Themas einen spezifischen Deutungsrahmen (Frame) zu schaffen, der die Wahrnehmung und Bewertung des Themas durch das Publikum beeinflusst. Klimafakten.de arbeitet aktiv daran, bestimmte Frames zu etablieren – etwa die Darstellung des Klimawandels als direktes  

Gesundheitsproblem – und gleichzeitig die Frames von Gegnern der Klimapolitik – etwa den Unsicherheits-Frame in Bezug auf die Klimaforschung – zu demontieren.  

Der in der Anfrage verwendete Begriff „Hitzetod“ ist ein prägnantes Beispiel für einen solchen emotional wirksamen Frame. Er übersetzt die abstrakte Gefahr der globalen Erwärmung in eine unmittelbare, persönliche und lebensbedrohliche Konsequenz. Anstatt von statistischen Temperaturanstiegen zu sprechen, wird eine konkrete Todesursache benannt. Dieses Framing zielt darauf ab, die Dringlichkeit des Problems zu maximieren und den Klimawandel aus der Nische der Umweltpolitik in den Bereich der öffentlichen Gesundheit und der persönlichen Sicherheit zu verschieben.

Diese strategische Herangehensweise an die öffentliche Meinungsbildung wird durch eine weitere Ebene der Professionalisierung ergänzt. Das Mercator-Netzwerk belässt es nicht dabei, seine eigenen Narrative zu verbreiten. Es investiert auch gezielt in die wissenschaftliche Analyse der Medienlandschaft, um die Wirksamkeit seiner und konkurrierender Narrative zu messen. Durch die Finanzierung von Studien, die die Medienberichterstattung über kontroverse Themen wie die Energiewende oder die Flüchtlingspolitik untersuchen, schafft sich das Netzwerk eine datengestützte Grundlage für seine Kommunikationsarbeit. Es entsteht ein ausgeklügelter Kreislauf:  

  1. Aussenden: Bevorzugte Narrative werden über Plattformen wie klimafakten.de verbreitet.
  2. Messen: Über finanzierte Forschungsarbeiten wird analysiert, wie diese und andere Narrative in den Leitmedien rezipiert und dargestellt werden.
  3. Anpassen: Die aus der Analyse gewonnenen Erkenntnisse fließen zurück in die strategische Planung, um die eigene Kommunikationsarbeit zu optimieren.

Diese Vorgehensweise repräsentiert ein hochprofessionelles, datengestütztes Management der öffentlichen Meinung. Sie behandelt den öffentlichen Diskurs als eine steuerbare Variable, die im Sinne der eigenen politischen Ziele optimiert werden kann. Dies wirft die grundlegende Frage auf, wo die Grenze zwischen der legitimen „Information“ der Öffentlichkeit und der gezielten „Überzeugung“ oder „Mobilisierung“ verläuft, die einer spezifischen politischen Agenda dient und den Charakter einer Lobby-Kampagne annimmt.

4.3 Finanzierung von Medienforschung: Das Schlachtfeld verstehen

Die von der Stiftung Mercator finanzierten Studien des Instituts für Publizistik der Universität Mainz liefern konkrete Belege für das tiefe Interesse des Netzwerks an den Mechanismen der medialen Meinungsbildung. Diese Studien analysieren die Berichterstattung über politisch hochbrisante Themen:

  • Studie zur Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR): Diese Untersuchung aus dem Jahr 2024 kam zu dem Ergebnis, dass die Nachrichtenangebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio nicht einseitiger berichten als private Medien. Allerdings stellte die Studie fest, dass Raum für eine stärkere Berücksichtigung konservativer und marktliberaler Positionen bestehe. Kritisch angemerkt wurde zudem eine starke Konzentration der Berichterstattung auf „Fehler und Versäumnisse der Politik“, was angesichts wachsender Demokratie-Skepsis hinterfragt werden sollte.  
  • Studie zur Berichterstattung über Geflüchtete: Eine frühere Studie (2021) analysierte die Mediendarstellung von Flucht und Migration im Zeitraum von 2016 bis 2020. Das Ergebnis war, dass die Berichterstattung zunehmend negativ und widersprüchlich wurde. Einerseits wurden Geflüchtete als Menschen in Not dargestellt, andererseits aber auch als Sicherheitsrisiko. Die Berichterstattung konzentrierte sich stark auf politische Entscheidungen und Institutionen, während die Geflüchteten selbst selten zu Wort kamen. Themen wie Terrorismus und Kriminalität waren überrepräsentiert, ebenso wie die Darstellung von Männern im Vergleich zu Frauen und Kindern.  

Diese Studien zeigen, dass die Stiftung Mercator ihre finanziellen Mittel gezielt einsetzt, um ein tiefes, empirisches Verständnis der Funktionsweise des deutschen Mediensystems zu erlangen. Dieses Wissen ist von unschätzbarem strategischem Wert für eine Organisation, die den öffentlichen Diskurs als zentrales Handlungsfeld für die Durchsetzung ihrer Ziele definiert hat.  

4.4 Globalisierung des Einflusses: Die Global Solutions Initiative

Der Anspruch des Mercator-Netzwerks, wie er sich im Begriff „globale Probleme“ aus der Anfrage widerspiegelt, beschränkt sich nicht auf Deutschland oder Europa. Die internationale Dimension wird durch die Beteiligung an der Global Solutions Initiative (GSI) deutlich. Die GSI wurde 2017 während der deutschen G20-Präsidentschaft gegründet und hat zum Ziel, ein Netzwerk von weltweit führenden Think Tanks zu schaffen, um Politikempfehlungen für die G20, G7 und andere internationale Foren zu erarbeiten.  

Die Stiftung Mercator ist als „Supporting Partner“ der GSI aufgeführt und zudem Mitglied im „Council for Global Problem-Solving“ (CGP), dem intellektuellen Kern der Initiative. In diesem Rat sind renommierte Institutionen aus der ganzen Welt vertreten, wie die Brookings Institution, Bruegel oder das Council on Energy, Environment and Water (CEEW). Die Teilnahme an diesem Gremium zeigt die Ambition des Netzwerks, sein in Deutschland und Europa erprobtes Modell des wissenschaftsbasierten und strategisch ausgerichteten Einflusses auf die globale Ebene zu skalieren. Es positioniert sich als zentraler Akteur in der globalen Debatte über die Lösung transnationaler Herausforderungen und versucht, die Agenda der mächtigsten internationalen Gremien mitzugestalten.  

Schlussfolgerung

Bewertung einer philanthropischen Supermacht

Die vorliegende Analyse zeigt, dass das Mercator-Netzwerk weit mehr ist als die Summe seiner Teile. Es stellt ein kohärentes, vertikal integriertes Ökosystem dar, das auf maximale politische Wirkung ausgelegt ist. Es operiert mit der Finanzkraft eines Konzerns, der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit einer Universität, dem Politikfokus eines Ministeriums und der kommunikativen Raffinesse einer politischen Kampagne. Von der Generierung des Grundkapitals durch die Meridian Stiftung über die wissenschaftliche Fundierung durch das MCC, die politische Strategieentwicklung durch Agora Energiewende bis hin zur narrativen Steuerung durch klimafakten.de sind alle Elemente strategisch aufeinander abgestimmt, um ein klar definiertes Ziel zu erreichen: die Transformation Deutschlands und Europas in eine klimaneutrale Gesellschaft nach den eigenen Vorstellungen.

Der in der Anfrage formulierte Vorwurf der „Klima-Lobby“ erweist sich im Lichte der Analyse als analytisch überzeugend, wenn auch nicht im juristisch-formalen Sinne. Während die einzelnen Akteure des Netzwerks sich selbst als unabhängige, gemeinnützige und wissenschaftsbasierte Organisationen verstehen mögen, erfüllt die Gesamtstruktur die funktionale Definition von Lobbyarbeit. Das Netzwerk arbeitet systematisch daran, politische Entscheidungen zugunsten einer spezifischen, vorab festgelegten Agenda zu beeinflussen. Die enge personelle Verflechtung mit der Regierung, wie sie in der „Graichen-Affäre“ sichtbar wurde, die gezielte Entwicklung von quasi-legislativen Politik-Blaupausen und das professionelle Management der öffentlichen Meinung gehen weit über traditionelle philanthropische Aktivitäten oder neutrale Politikberatung hinaus. Die Kritik, es handle sich um eine „Machtmaschine“ mit einer eigenen politischen Agenda, lässt sich anhand der untersuchten Fakten nicht von der Hand weisen.  

Dieses Modell wirft grundlegende Fragen für die demokratische Willensbildung auf. Wenn privat finanzierte, der Öffentlichkeit nicht rechenschaftspflichtige Netzwerke in der Lage sind, mit derartiger Professionalität und finanzieller Kraft die politische Agenda zu setzen, die öffentliche Debatte zu rahmen und Schlüsselpersonal in der Regierung zu platzieren, verschieben sich die Machtverhältnisse. Es entsteht die Gefahr, dass politische Entscheidungen weniger im offenen, demokratischen Aushandlungsprozess als vielmehr in den strategischen Zirkeln solcher Netzwerke vorbereitet und durchgesetzt werden. Die öffentliche Sphäre droht zu einem verwalteten Raum zu werden, der durch den strategischen Einsatz von philanthropischem Kapital geformt wird.

Der Erfolg des Mercator-Netzwerks, den Klimaschutz ins Zentrum der deutschen Politik zu rücken, ist unbestreitbar. Dieser Erfolg ist jedoch untrennbar mit den fundamentalen Kontroversen über finanzielle Intransparenz, die ökonomischen Kosten seiner Vorschläge und die Integrität der Grenze zwischen Zivilgesellschaft und Staat verbunden. Das Mercator-Netzwerk ist somit ein Sinnbild für eine neue, hochentwickelte Form politischer Macht im 21. Jahrhundert, deren Verhältnis zur demokratischen Legitimität und Rechenschaftspflicht eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft darstellt.

Titelbild: freepik.com AI generated

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