Enkeltaugliche Projekte

Leserbrief
Bezug: Enkeltaugliche Projekte aufbauen – SZ vom 04.10.2024 und Bericht Windkraft-Ausbau:
Windkraft-Ausbau: So steht es um die Windenergie in Deutschland (szlz.de)
Gedruckt: Schaumburger Zeitung und Schaumburger Nachrichten – 19. Oktober 2024
Windkraft-Investments im Norden in Gefahr?
Mit Interesse habe ich den Bericht über die Vorstellung des Vereins BürgerEnergieWende Schaumburg im Rat der Stadt Obernkirchen gelesen. Das Engagement des Vereins für eine nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung ist zweifellos lobenswert. Allerdings vermisse ich sowohl im Bericht als auch auf der Internetseite des Vereins eine Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen und möglichen Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).
Es ist wichtig, die Energiewende kosteneffizient und systemdienlich voranzutreiben. Dazu gehört auch die Überlegung, die Einspeisevergütung bei negativen Strompreisen über längere Zeiträume auszusetzen. Die aktuellen Zahlen sind alarmierend: Am 27. September 2024 musste Deutschland 146 Millionen Euro für überschüssigen Strom bezahlen. Davon entfielen 16,5 Millionen Euro auf den Verkauf von 140.437 Megawattstunden ins Ausland, 108 Millionen Euro auf die Förderung von Wind- und Solarstrom und 38 Millionen Euro auf Redispatch-Maßnahmen zur Netzstabilisierung.
Besonders bedenklich ist, dass Einspeisevergütungen auch dann gezahlt werden, wenn der Strom nicht genutzt wird. In einem früheren Zusammenhang wurde erwähnt, dass bis 2024 insgesamt 19,4 Milliarden Euro für die Deckung der Verluste aus Einspeisevergütung und Überschussverkauf vorgesehen sind. Diese Situation ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll und bedarf dringend einer Lösung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Nord-Süd-Gefälle beim Ausbau der Windenergie in Deutschland. Während der Norden dominiert, fehlt es im Süden an Investoren und Flächen. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, sollte nicht der zweite Schritt vor dem ersten gemacht werden. Stattdessen wäre es ratsam, zunächst mehr Windräder im Süden zu errichten, die Stromtrasse SuedLink schneller zu realisieren und mehr Speichermöglichkeiten auszubauen.
Der Verein BürgerEnergieWende Schaumburg könnte eine wichtige Rolle dabei spielen, diese komplexen Herausforderungen anzugehen und innovative Lösungen zu entwickeln. Dazu ist es jedoch notwendig, auch die kritischen Aspekte der Energiewende offen zu diskutieren und in die Planungen einzubeziehen.
Manfred Bartsch
Lauenau