Kleine AKWs in Deutschland?
Unterschiedliche Wege in der Energiepolitik
Deutschland diskutiert, Großbritannien baut
Weltweit rückt die Idee kleiner, modularer Kernkraftwerke (Small Modular Reactors, SMR) zunehmend in den Fokus. Während einige Länder bereits konkrete Projekte vorantreiben, bleibt die Debatte in Deutschland weitgehend politisch und kontrovers. Besonders deutlich zeigt sich der Kontrast im Vergleich zu Großbritannien.
Söders Vorstoß für „Minimeiler“ in Deutschland
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder fordert einen grundlegenden Kurswechsel in der deutschen Energiepolitik. Er plädiert für den Einstieg in die sogenannte Minikernkraft – kleine modulare Reaktoren, die aus seiner Sicht eine kostengünstige Option zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit darstellen könnten.
Söder bezeichnet die aktuelle deutsche Linie als „unehrlich“: Während man hierzulande die Kernkraft ablehne, werde gleichzeitig Atomstrom aus dem Ausland importiert und Frackinggas aus den USA bezogen. Zugleich blieben heimische Gasressourcen ungenutzt.
Er fordert daher, Subventionen in der Energieerzeugung zu beenden, heimische Potenziale zu prüfen und technologieoffener zu agieren. Auch die strikte Ausrichtung auf das Elektroauto sieht er kritisch – sie könne die deutsche Automobilindustrie gefährden.
Großbritannien setzt auf SMRs –
Milliardeninvestitionen und klare Zeitpläne
Während die deutsche Diskussion feststeckt, hat Großbritannien längst Fakten geschaffen. Die britische Regierung hat den Standort Wylfa in Nordwales als ersten Bauort für mehrere SMRs benannt. Insgesamt investiert London 2,5 Milliarden Pfund in die Technologie.
Die kleinen Reaktoren sollen billiger und schneller errichtet werden können als klassische Großkraftwerke und ab den 2030er-Jahren ans Netz gehen. Sie sollen die Energiesicherheit des Landes erhöhen und bis zu drei Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Parallel plant die Regierung weitere große Atomprojekte, um die Stromerzeugung langfristig zu diversifizieren.
Geopolitische Spannungen: Kritik aus den USA
Die neue britische Atomstrategie wird jedoch nicht überall begrüßt. Die USA unter Präsident Donald Trump kritisieren Londons Fokussierung auf SMRs und bevorzugen weiterhin den Bau groß dimensionierter Atomkraftwerke sowie eine stärkere Nutzung der Ölressourcen in der Nordsee.
Der Streit zeigt, wie unterschiedlich selbst westliche Industrieländer auf die globalen Herausforderungen der Energiewende reagieren – mit Konsequenzen für Versorgungssicherheit, Industriepolitik und internationale Partnerschaften.
Quelle: Zusammenfassung auf Basis von Berichten der zeit.de vom 13. und 15. November 2025.
Titelbild: symbolisch – The Experimental Boiling Water Reactor (EBWR) at Argonne National Laboratory (experimenteller Siedewasserreaktor). This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

