Klimakonferenz Belém
Belém – außer Spesen nichts gewesen
Ein kritischer Blick von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt. Abstract des Newsletters von November 2025.
Die 30. Weltklimakonferenz in Belém gilt schon jetzt als Wendepunkt. Kein Staatschef der vier größten CO2-Emittenten erschien. Und selbst Bill Gates, jahrzehntelang einer der stärksten Unterstützer globaler Klimapolitik, warnte kurz vor Beginn vor überzogenen Zielen und stellte plötzlich den Wohlstand in den Mittelpunkt. Kommentatoren sehen darin weniger einen ehrlichen Kurswechsel als eine taktische Schadensbegrenzung: Die geplanten Rechenzentren seines Konzerns werden in den kommenden Jahren auf neue Gaskraftwerke angewiesen sein.
Erosion der globalen Klimastrategie
Die Staaten sollten berichten, wie sie künftig Kohle, Öl und Gas nutzen wollen. Doch nur ein Drittel lieferte überhaupt Daten – ein deutliches Signal. Die eingegangenen Berichte zeigen einen massiven Anstieg fossiler Energieträger bis 2030: plus 30 % bei Kohle, plus 25 % bei Öl, plus 40 % bei Gas. Anstatt CO2 zu senken, steigt der Ausstoß weiter. Die große Mehrheit der Welt verabschiedet sich faktisch aus der internationalen Klimapolitik.
Europas Sonderweg: ambitioniert – oder naiv?
Während der Rest der Welt fossile Energien hochfährt, hält Europa starr an der Klimaneutralität 2050 fest. Deutschland setzt sich sogar das Jahr 2045 – ein Ziel, das Kritiker als „selbstzerstörerisch“ bezeichnen. Denn die CO2-Einsparungen Deutschlands werden über den EU-Emissionshandel automatisch durch höhere Emissionen anderer EU-Länder ausgeglichen. Kurz vor Belém beschloss die EU zudem, bis 2040 eine Reduktion um 90 % zu erreichen. Die Bundesregierung verkauft dies als Vorteil für die Wirtschaft – ignoriert jedoch, dass 50 % der deutschen Exporte in Länder gehen, die keine vergleichbaren Lasten tragen.
Deutschlands Zwangskorsett: das Klimaschutzgesetz
Besonders dramatisch ist das durch das Bundesverfassungsgericht zementierte CO2-Restbudget. Von ursprünglich 6,7 Gigatonnen ab 2020 bleiben nur noch 3,6 übrig. Bei einem jährlichen Verbrauch von rund 0,5 Gigatonnen ist spätestens 2032 Schluss. Dann drohen laut Gesetz massive Eingriffe, Stilllegungen und Einschränkungen. Trotz dieser Lage malte Bundeskanzler Merz in Belém ein beschönigendes Bild der deutschen Wirtschaft.
Der Tropenwaldfonds TFFF – ein riskantes Milliardenspiel
Das wohl einzige greifbare Ergebnis der Konferenz ist der Vorschlag eines Tropenwaldfonds. Doch die Konstruktion ist brisant: Geberstaaten zahlen 25 Milliarden Dollar ein, private Investoren 100 Milliarden. Das Fondsvermögen wird in hoch verzinste Staatsanleihen von Schwellenländern investiert. Private Investoren erhalten Vorrang und Renditen von bis zu über 7 %. Geberstaaten müssen das Ausfallrisiko tragen.
Für Investoren ein Traum – für Steuerzahler ein Albtraum
Im Klartext: Staaten garantieren Gewinne für internationale Finanzkonzerne wie BlackRock – und tragen gleichzeitig das Risiko, falls ein Empfängerland zahlungsunfähig wird. Genau deshalb blockierte das deutsche Finanzministerium eine milliardenschwere Beteiligung. Kanzleramt, Umwelt- und Entwicklungsministerium drängten dagegen auf Teilnahme.
Ungewisse Zukunft – klare Gewinner
Ob der Fonds startet, ist offen. Die USA und Großbritannien haben bereits abgesagt. Doch sollte er kommen, profitieren zuerst die Finanzinvestoren und dann die Schwellenländer, die riskante Anleihen absetzen können. Ob der Tropenwald selbst gewinnt, ist völlig unklar. Sicher ist nur: Das größte Risiko liegt bei den Steuerzahlern der Geberländer.
Rundbrief und Website von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt
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Titelbild: freepik.com – symbolisch: Brasilianische Flagge im Regenwald.

