Leben mit Windrädern

Die Erfahrungen von Britta Benecke aus Scharmbeck
Vom Befürworten zum Zweifeln
Britta Benecke lebt mit ihrer Familie am Ortsrand von Scharmbeck, in unmittelbarer Nähe zum 2018 errichteten Windpark Scharmbeck. Dort drehen sich sieben Windenergieanlagen des Typs Nordex N131/3300 mit einer Nabenhöhe von 134 Metern. Noch einige Jahre zuvor stand sie der Windenergie positiv gegenüber. Die kleineren Anlagen in der Nähe der Autobahn – etwa 1,7 Kilometer entfernt – nahm sie kaum wahr. Sie galten ihr als Symbol einer sauberen und friedlichen Energieform. Über die tatsächlichen Dimensionen und Nebenwirkungen hatte sie damals nicht nachgedacht.
Der Bau verändert das Landschaftsbild
Als der neue Windpark angekündigt wurde, sah Benecke darin zunächst eine logische Folge des Atomausstiegs. Doch während der Bauarbeiten änderte sich ihre Wahrnehmung grundlegend. Es wurden Knicks gerodet und alte Eichen gefällt, Böden verdichtet, Zufahrten aufgeschüttet – der Eingriff in die Landschaft war massiv. Die Dimension der Türme überstieg alles, was sie zuvor gesehen hatte. Damit wuchs auch das Unbehagen gegenüber der Entwicklung.
Dauerrauschen und Nachtruhe
Seit der Inbetriebnahme begleitet ein ständiges Rauschen das Leben auf dem Hof. Besonders bei bestimmten Windrichtungen sei das Geräusch laut und anhaltend, gelegentlich fast ohrenbetäubend. Auch im nahen Wald und auf den Wiesen sei das Pfeifen der Rotoren deutlich zu hören. In der Nacht wird das Geräuschproblem noch stärker spürbar: Benecke beschreibt ein tiefes, an- und abschwellendes Brummen, das sich nicht abschirmen lässt und vermutlich auf Infraschall zurückgeht. Mehrere Anwohner berichten von ähnlichen Wahrnehmungen.
Sorgen um Umwelt und Tiere
Britta Benecke betreibt mit ihrer Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Weidevieh in unmittelbarer Nähe zu den Anlagen. Sie äußert Bedenken wegen des Rotorblattabriebs, der Glas- und Carbonfasern enthalten kann. Diese Partikel könnten in Böden und Nahrungskreisläufe gelangen. Auch Veränderungen in der Tierwelt seien spürbar: Rotmilane, die früher regelmäßig über den Wiesen kreisten, würden heute kaum noch gesichtet.
Gesundheitliche Belastungen
Neben den Auswirkungen auf Natur und Tiere schildert Benecke gesundheitliche Veränderungen. Sie leide inzwischen unter Bluthochdruck, ohne erkennbare Ursachen. Ob Infraschall oder Dauerbelastung dafür verantwortlich sind, lasse sich nicht belegen – die Vermutung liegt für sie jedoch nahe.
Ernüchternde Bilanz
Britta Benecke war einst eine überzeugte Befürworterin der Windenergie. Ihre persönlichen Erfahrungen haben ihre Haltung grundlegend verändert. Heute sieht sie die Belastungen durch Lärm, Infraschall und Landschaftszerstörung kritisch und wünscht sich, sie hätte die Folgen früher erkannt. Ihr Bericht steht beispielhaft für viele Menschen, die erst im Nachhinein erfahren, was das Leben in der Nähe großer Windparks bedeutet.
Quelle: Erfahrungsbericht von Britta Benecke, Scharmbeck. Der vollständige Originaltext ist hier abrufbar:
Titelfoto: © Britta Benecke