Rekordabschaltung bei Erneuerbaren

Stromnetz am Limit: Deutschland drosselt Wind- und Solaranlagen in Rekordmengen
Deutschland hat im ersten Halbjahr 2025 enorm viele Wind- und Solaranlagen gedrosselt. Grund dafür ist offenbar der schleppende Ausbau des Stromnetzes.
02. August 2025 – Flynn Jacobs – Berliner Zeitung
Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Entsprechend intensiv wird am flächendeckenden Umstieg auf erneuerbare Energien gearbeitet. Allerdings hinkt der Ausbau des Stromnetzes hinterher. Die zunehmende Einspeisung von Solar- und Windenergie führt daher immer häufiger zu Überlastungen im Netz, vor allem wegen fehlender Speicherkapazität.
Um dem entgegenzuwirken, hat Deutschland im ersten Halbjahr eine Rekordmenge von Wind- und Solaranlagen abgeschaltet. Das berichtet die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Daten des Finanzmarktdatenanbieters LSEG. Demnach wurde die Solarenergie in Deutschland zwischen Januar und Juni um etwa acht Prozent gekürzt – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Windkraft wurde um 5,3 Prozent gedrosselt, 2024 waren es nur 3,5 Prozent.
Aus dem Inhalt
Wind- und Solarboom: Netzausbau hinkt hinterher
Solarstromkapazität verdoppelt
Die Solarstromproduktion wächst rasant: Von 54 Gigawatt Ende 2020 auf 108 Gigawatt im Juli 2025 – bis 2030 sind 215 Gigawatt geplant. Private Solaranlagen erhöhen den Druck auf Netzbetreiber, da sie oft nicht abgeregelt werden können.
Strombedarf und Netzausbau
Bis 2045 soll der Strombedarf von 500 auf 900 TWh steigen. Geplant sind 4800 Kilometer neue Leitungen und 2500 Kilometer Verstärkungen. Verzögerungen bei Projekten gefährden jedoch den Ausbau. EnBW mahnt, das Netz sei weder auf den steigenden Bedarf noch auf die dezentrale Erzeugung ausgelegt.
Netzprobleme als Warnung
Stromausfälle in Spanien und Rationierungen in den Niederlanden zeigen die Risiken überlasteter Netze. Besonders in Ostdeutschland stoßen Netze an ihre Grenzen. Sachsen Energie warnt, dass die ungebremste Einspeisung von Solarstrom das Problem verschärft.
Titelfoto: freepik.com