Spanien – neuer Blackout?

Iberische Halbinsel vor neuem Blackout?
Netzbetreiber warnt vor instabiler Stromversorgung
Nach einem Bericht der spanischen Tageszeitung LA RAZÓN vom 8. Oktober 2025 warnt der Übertragungsnetzbetreiber Red Eléctrica de España (REE) vor einem unmittelbar drohenden Stromausfall. In einem Schreiben an die Regulierungsbehörde CNMC berichtet REE von starken Spannungsschwankungen im Stromnetz der vergangenen zwei Wochen, die auf die volatilen Einspeisungen aus Wind- und Solaranlagen zurückgeführt werden.
Solche schnellen Spannungssprünge könnten, so der Betreiber, eine Kettenreaktion von Abschaltungen auslösen – ähnlich wie beim sogenannten „cero eléctrico“ am 28. April 2025, als Spanien zeitweise vollständig ohne Strom war. Um einen erneuten Totalausfall zu verhindern, beantragt REE dringende Änderungen der Betriebsverfahren, die zunächst für 30 Tage gelten und gegebenenfalls um weitere 15 Tage verlängert werden können.
Die CNMC leitete ein Schnellverfahren mit nur fünf Tagen Anhörungsfrist ein – ein ungewöhnlich kurzer Zeitraum, der die Brisanz der Situation verdeutlicht.
Ursachen laut Netzbetreiber
Die Ursachen für die Instabilitäten liegen nach Einschätzung von REE und CNMC in der technischen Struktur des neuen Energiesystems:
- Immer mehr Anlagen sind über Leistungselektronik ans Netz gekoppelt und können ihre Einspeisung in Sekundenbruchteilen ändern.
- Diese Systeme regeln die Spannung nicht kontinuierlich und entziehen dem Netz physikalische Trägheit.
- Der massive Zuwachs kleiner PV-Anlagen für Eigenverbrauch bleibt weitgehend unbeobachtet – ihr Verhalten lässt sich kaum vorhersagen.
Durch den hohen Solarertrag sinkt die Last im Übertragungsnetz deutlich, wodurch es in bestimmten Stunden überlastungsfrei, aber zugleich anfälliger für Spannungsschwankungen wird.
Sofortmaßnahmen
REE fordert deshalb:
- die Bereithaltung aller verfügbaren thermischen Kraftwerke als Stabilisierungsreserve,
- striktere Vorgaben für den Einsatz von Regelenergie,
- und temporäre Anpassungen der Netzbetriebsverfahren, um Sprungverhalten in der Einspeisung abzufedern.
Zudem sollen Verbindungen zu Marokko und Andorra in kritischen Phasen vom Regelausgleich ausgenommen werden.
Bedeutung über Spanien hinaus
Die Warnung ist ein weiterer Hinweis darauf, dass europäische Stromnetze zunehmend an Stabilitätsgrenzen geraten, wenn konventionelle Erzeuger fehlen. Auch in Deutschland mehren sich Berichte über Frequenz- und Spannungseinbrüche bei hoher Einspeisung aus Wind und Solar.
Der Fall Spanien zeigt, wie schnell sich lokale Ungleichgewichte zu großflächigen Risiken entwickeln können – und dass Netzbetreiber immer öfter zu Notmaßnahmen greifen müssen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Quelle:
Nach einem Bericht der spanischen Tageszeitung LA RAZÓN – Ausgabe vom 8. Oktober 2025 – Redakteur: M. Montero.
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Titelbild: Montage mit Screenshot von LA RAZÓN – © 2025 Manfred Bartsch.