Stromnetz am Limit

Tennet-Chef mahnt zum Handeln
Versorgungssicherheit kein Selbstläufer
Deutschland betreibt eines der sichersten Stromnetze weltweit – doch das bleibt nur so, wenn jetzt gehandelt wird, warnt Tennet-Deutschland-Chef Tim Meyerjürgens. Versorgungssicherheit sei kein Selbstläufer. „Ich habe keine Befürchtung, dass morgen die Lichter ausgehen, aber wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit wir nach 2030 das Netz immer noch stabil betreiben können.“
Neue Kraftwerke und Backups nötig
Besonders der Kohleausstieg mache den Neubau von Gaskraftwerken dringend erforderlich. Diese sollen als Backup einspringen, wenn Wind- und Solarenergie nicht ausreichen – etwa in Dunkelflauten. Die Bundesregierung plant eine staatliche Förderung, erste Ausschreibungen sollen noch dieses Jahr starten.
Immer mehr Eingriffe ins Netz
Die Netzstabilität zu sichern wird immer aufwendiger: Musste Tennet vor 20 Jahren nur ein- bis zweimal im Jahr eingreifen, sind es heute rund 2.500 Eingriffe jährlich – sieben pro Tag. Diese Maßnahmen gegen Netzengpässe verursachen hohe Kosten, die letztlich die Verbraucher tragen.
Flexibilisierung und Anreize
Besonders bei Photovoltaik-Anlagen sei die Steuerbarkeit ein Problem: Etwa die Hälfte der installierten Leistung sei nicht regelbar. Neue gesetzliche Vorgaben senken deshalb die Schwelle, ab der Anlagen steuerbar sein müssen. Meyerjürgens fordert zudem Anreizsysteme, wie sie in den Niederlanden existieren: Kunden könnten Teile ihres Netzentgelts sparen, wenn sie ihre Einspeisung oder den Verbrauch flexibel anpassen.
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