Weniger Strom bei Windkraft

Der deutsche Windräder-Rekord offenbart ein Paradoxon der Energiewende
Die Habeck‘schen Beschleunigungsgesetze zeigen Wirkung: Die Baugenehmigungen für Windräder liegen auf einem Rekordwert. Allerdings liefert die Windkraft in diesem Jahr deutlich weniger Strom. Die Branche blickt jetzt besorgt auf den Energiewende-„Realitätscheck“ der Bundesministerin.
Daniel Wetzel – 16. Juli 2025 – welt.de
Bürokratie-Abbau funktioniert – jedenfalls wenn es um den Ökostrom-Ausbau geht. Deutsche Beamte genehmigten im ersten Halbjahr neue Windräder mit 7851 Megawatt – was zwar nicht der Produktivität, aber der installierten Leistung von sieben Atomkraftwerken entspricht. „Noch nie wurde in einem ersten Halbjahr so viel Windenergieleistung zugelassen wie jetzt“, freuten sich Vertreter des Bundesverbandes Windenergie (BWE) und des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) bei der Vorlage der Halbjahresbilanz.
Aus dem Inhalt
Trotz einer Rekordzahl an Genehmigungen für neue, immer leistungsfähigere Windräder liefert die Windkraft in Deutschland aktuell deutlich weniger Strom als im Vorjahr. Grund dafür sind ungünstige Wetterbedingungen. Dieser Widerspruch verdeutlicht die Herausforderung der Energiewende. Obwohl der Ausbau beschleunigt wurde, hinkt Deutschland seinen Zielen für 2030 weiterhin hinterher, während die Branche zugleich politische Unsicherheiten für die Zukunft fürchtet.
Nachdem die rot-grüne Vorgängerregierung den Windkraftausbau juristisch zum überragenden Interesse der Allgemeinheit erklärt, Einspruchsmöglichkeiten reduziert und Naturschutzauflagen aufgeweicht hatte, spuren die Genehmigungsbehörden jetzt wie gewünscht…
Allerdings befürchtet die Branche, dass es bei diesem Tempo nicht bleibt: Mit Bangen erwarten die Windkraft-Projektierer den Monitoringbericht der neuen Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) zum Stand der Energiewende. Ausbauziele für Windkraft, Finanzierungsbedingungen, Auflagen: All das könnte sich nach der Bestandsaufnahme der Ministerin ändern.
Daniel Wetzel – Wirtschaftsredakteur
Daniel Wetzel ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Energiewirtschaft und Klimapolitik. Er wurde 2007 vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) mit dem Robert-Mayer-Preis ausgezeichnet und vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität Köln 2009 mit dem Theodor-Wessels-Preis.
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